08. Juli 2021, 10 – 14 Uhr
Vielen Dank an den Kritiker, Kurator und Künstler Andreas Schlaegel für seinen Vortrag Tabus, Regeln & Überraschung – Ein kleiner Essay-Vortrag über das Überschreiten von Grenzen und die Relevanz von Kunst und die Arbeitsbesprechungen mit unseren Teilnehmer*innen innerhalb des Studioprogrammes am BAI | Kunstschule, Kunstinkubator, Artist in Residence und und Live Onlinekurse & -klassen in Berlin.
„Grenzen grenzen Nationen ab, Regeln und Gesetze bestimmen unseren Umgang miteinander. Gesetzesverstöße sind mit Bestrafung verbunden, das wissen wir und versuchen sie zu vermeiden – im Handeln, aber auch im Denken. Allerdings gibt es in westlichen Gesellschaften einen Raum, in dem selbst gewalttätige Fantasien von Gesetzesbrüchen nicht nur möglich, sondern akzeptabel und sogar gefördert und belohnt werden. Unter der Bedingung, dass es eine Fantasie bleibt, ist dies in der Kunst möglich. Aber was ist mit den Bereichen, die Fantasie nicht erreichen kann?
Das Tabu ist eine Handlung, die so inakzeptabel ist, dass sie undenkbar wirkt. Die Stärke eines Tabus wird in einer Art umgekehrter Demokratie bestimmt, indem wir es nicht ansprechen, sind wir uns einig. Die kollektive Eingrenzung des Verstands trägt zur Definition unserer gesellschaftlichen und individuellen Identität bei. Kunst kann als Mutprobe angesehen werden, zum Nachdenken über die Möglichkeit des Tabubruchs anzuregen, und so individuelle Perspektiven vorstellbar zu machen, und von einem Gefühl der Befreiung und Unabhängigkeit überrascht zu werden.