11. Oktober 2017, 15 Uhr

Vielen Dank an die Galeriemanagerin Meggie Jaworski für ihre Einführung in die Konzeption der Galerie und ihre Führung für unsere TeilnehmerInnen durch die Ausstellung „COME OUT (TO SHOW THEM)“ von Caroline Kryzecki in der SEXAUER Galerie.

Ausstellungsdauer: 09. September – 21. Oktober 2017
Ort: 
Galerie SEXAUER
Öffnungszeiten:
Mittwoch – Samstag, 13 – 18 Uhr
Adresse: 
Streustraße 90, 13086 Berlin

JPS: Caroline, du bist bekannt für deine Kugelschreiberzeichnungen, die häufig aus tausenden Linien bestehen und bis zu 270 x  190 cm groß sind. Diesmal hast du eine Bodenarbeit realisiert, 15 x 15 Meter. Warum?

CK: Für mich ist das eine riesige Zeichnung. Der graue Fußboden der Galerie, den man jetzt nicht mehr sieht, ist sonst sehr dominant. Er ist mit Abstand die größte Fläche in der Galerie. Mir ist die körperliche Erfahrung wichtig. Durch die Bodenarbeit verändert sich die gesamte Raumwahrnehmung. Die Wände, selbst die Decke, erscheinen rosa durch das Abstrahlen der roten Bodenfläche. Das Linienraster habe ich schräg in den Raum gesetzt, es bedeckt somit den Boden nicht komplett. Die Siebdrucke schon, aber eben nicht das Raster. Eine Referenz an die Papierarbeiten, die Zeichnung liegt quasi in der Halle.

JPS: Du hast die Arbeit aus über siebenhundert einzelnen Siebdrucken zusammengesetzt, ein sehr aufwändiges Ver fahren. Warum Siebdruck?

CK: Meine Arbeiten sind immer handgemacht und damit analog. Auch wenn sie manchmal auf den ersten Blick aussehen wie maschinell hergestellt oder computergeneriert. Für die Bodenarbeit habe ich mit rasterbasierten Modulen gearbeitet. Das bedeutet, dass die Struktur sehr regelmäßig konstruiert ist. Um dennoch die menschliche Ungenauigkeit, die meinen Zeichnungen zugrunde liegt, in die Bodenarbeit zu übersetzen, habe ich mich für Siebdruck entschieden. Siebdruck ist ein analoges Druckverfahren, jedes Blatt sieht ein bisschen anders aus. Auch die Vorlage für den Siebdruck ist mit Hand gezeichnet und konstruiert. Es gibt diese kleinen Fehler und Abweichungen, welche die Arbeit lebendig machen. Das gibt den Arbeiten etwas Humanes, etwas Nicht-Kontrollierbares. Ich bin davon überzeugt, dass der Betrachter das wahrnimmt, wenn auch unbewusst. Außerdem erfordert Siebdruck Kraft. So gleicht die Arbeit mehr einer individuellen Zeichnung als einem typischen Druck. Ein Original, das aus Reproduktionen entsteht.

 JPS: Der Ausstellungstitel: Come out (to show them). Worauf beziehst du dich da?

CK: Das ist der Titel eines Stücks des Komponisten Steve Reich. Reich arbeitet dort mit mehreren Tonbandgeräten und der immer gleichen Wortsequenz „come out to show them“. Das wird immer wiederholt. Durch die leicht unterschiedlichen Geschwindigkeiten der Tonbandgeräte kommt es zu einem – fast könnte man sagen – hörbaren Flimmern. Wie auch bei den Zeichnungen und der Bodenarbeit. Auf mich wirkt dieses Verfahren von Reich, diese Phasenverschiebungen, also kleinste Abweichungen eines immer wiederkehrenden Gleichen, sehr vertraut. Auch interessiert mich, dass der Nucleus seiner Arbeit einen Bezug zur Wirklichkeit hat. Bei meiner Arbeit ist das allerdings nicht so direkt wie bei Reich.“ (Textauszug aus einem Interview zwischen Jan-Philipp Sexauer & Caroline Kryzecki, Courtesy SEXAUER Galerie)

Weitere Informationen auf der SEXAUER Galerie Webseite.